Montag, 21. März 2016

Zum Zeus!




Die Expedition ist ungeheuerlichen (göttlichen) Gefahren ausgesetzt.




Mensch und Wagen werden aufs Extremste geprüft. Die nächste Taverne kann mehr als 1000 Meter entfernt sein. Oft machen harter Fels oder Schwemmland ein Weiterkommen fast unmöglich. Atemberaubende Berglandschaften entschädigen für die Mühe. Zuletzt der Lohn: die Lassithi-Hochebene. Und die Aussicht, den Göttervater himself zu finden.




 

Die Lassithiter sind Kartoffel- und Bohnenfresser. Für Oliven und Orangen reicht das Klima nicht. Auch nicht für Obst, ausser für Glasäpfel, die eine Periode klirrender Kälte zur Reifung brauchen.




Mit Windrädern sorgten sie für die Wasserversorgung ihrer Felder. Heute mit Motorenhilfe. Warum kommt in der Dorftaverne kein Raki auf den Tisch? Ich sehe nur Limonade.







Die grösste Attraktion dieser Berglandschaft ist die Geburtsstätte des grossen Chefs. Zeus, el chefe de los chefes in Windeln. Viele Tavernen in der Gegend sind nach ihm benannt und zeigen sein Konterfei auf ihren Schildern. Allerdings nicht in der Krabbelphase.





In den weichen Religionen wurden bleiche Götterbabies von unbefleckten Jungfrauen geboren (no fun, no sex, no rock `n roll), aber viel früher ging dies hardcore-mässiger ab. Zeusleins Vater, Kronos, pflegte seine Kinderchen sogleich aufzufressen, was Rheas Mutterfreuden nicht gut bekam. Da die Väter damals bei der Geburt noch nicht anwesend zu sein und höchstens ihr Handy bei der Jassrunde dabei hatten, gelang es Rhea, ihrem Schwängerer anstelle des Babies einen in Windeln verpackten Stein zu präsentieren, den dieser, Karnivor und Vegetarier zugleich, sofort verschlang. Das Zeus-Baby versteckte sie in einer Höhle (no rooming-in) und eine Milchziege war für Ernährung und Erziehung verantwortlich.

Ich habe diese kalte, feuchte und dunkle Höhle besucht, sein Moossteinbettchen gesehen und verstehe jetzt, dass man nach einer solchen Kindheit keinen sanftmütigen und weltoffenen Gott erwarten kann. Wie soll einer nach gänzlich fehlender Mutterwärme und abwesender, rückenstärkender Hand des Vaters später seinen Job als Gott zufriedenstellend ausfüllen können! Das ist doch elementarste Psychologie. Eine stinkende Geiss und Stalaktiten, die dir auf die Birne tropfen… Lasst uns also nicht zu hart urteilen über Gottheiten, ihr Leben ist oft wahrlich kein Schleck, und plädieren wir beim Jüngsten Gericht für Milde!






Die Frage jedoch, die mich am meisten umtreibt, ist die: Warum beanspruchen auch andere Höhlen und Orte (auf Kreta und auf dem Festland) für sich, Zeusens Geburtsstätte zu sein? Man hat sich zwar über die je spezifische Bedeutung dieser Orte geeinigt und lässt die Souvenirstände gegenseitig stehen, was vom Religiösen und vom Wirtschaftlichen her vernünftig ist. Es gibt ja auch christliche Knochen, aus denen sich mehr Skelette zusammensetzen lassen als es Heilige gibt. Aber seriös: Wurde tatsächlich der gleiche Gott um die gleiche Zeit herum an verschiedenen Orten geboren? Würde dies nicht seine Einmaligkeit schmälern? The one and only…?

Meine Forschungen und Überprüfungen führen zu einem anderen Resultat. Nach physiognomischen Vergleichen der gefundenen Zeus-Abbildungen komme ich zum Schluss, dass es sich um mehrere verschiedene Wesen handeln muss. Was wiederum den Schluss nahelegt, dass es mehr (noch mehr) Zeusse und Gotteswesen gibt als uns bislang bekannt ist.

Hier der Versuch des Beweises: