Freitag, 25. März 2016

Spazieren mit Nikola










In F.Y.R.O.M.




F.Y.R.O.M. ist der offizielle Name von Macedonien. So müssen sie heissen. Vor allem für die Griechen. Former Yugoslavic Republic of Macedonia.

Wenn man in Griechenland Macedonien sagt, meinen die Griechen, sie würden übermorgen von den Nachkommen Alexanders des Grossen erobert. In Saloniki  weisen die  Schilder nach Bulgarien und in die Türkei, aber nicht nach Macedonien, sondern nach Skopje. Eine andere erträgliche Variante.

Erträglich für die Griechen ist auch, dass die Preise jenseits der fyromischen Grenze niedriger sind. Die Zigaretten Alexanders des Grossen sind billiger. Übrigens heisst dieser Grosse, dessen Eroberungsgene immer noch in den heutigen, meist armen Menschen dieses Landes vorhanden sein sollen, Alexander von Macedonien. Da läuft also beidseitig knallharte Sprachpropaganda.

In diesem Land also, dessen Name F.Y.R.O.M. und nicht Macedonien ist und dessen berühmter Vorfahre nicht Alexander der Grosse, sondern Alexander von Macedonien heisst, gibt es ein Dorf namens Zleovo.

Hier werden vor allem Tabak und Weintrauben angebaut. Der Tabak bringt wenig Geld, und die Weintrauben werden zu Rakia für den Eigenbedarf (und der ist gross!) verarbeitet.

Der Chef dieses Dorfes heisst Nikola. Er ist nicht nur ein lieber Freund von mir, er ist auch der Direktor der hiesigen geheimen Waffenschmiede. (Die Griechen fürchten sich nicht zu Unrecht.) Viele der baufälligen Häuser sind kleine, getarnte, innen hochtechnisch eingerichtete Waffenfabriken.

Er lädt mich zu einem Rundgang durchs Dorf ein. Offiziell heisst das: „Spaziere, Dorf kukke, Raki trink.“ Um andern meine Anwesenheit erklärlich zu machen, stellt er mich als Professor aus der Schweiz vor. (Schweizerisches waffentechnisches Know-how ist ja weltweit willkommen.)

Was ich zu sehen bekomme, zwar meist nur von aussen, ist beeindruckend. Wie kann dieser Ort den Schein eines armen Dorfes bewahren, aber undercover an den Plänen des Alexander  weiterarbeiten! Ich hätte es wohl nicht geglaubt, wenn ich nicht am Schluss des Spazierganges noch zu einem Gläschen mit der Geschäftsleitung eingeladen worden wäre. Die meinen`s ernst. Einer der CEO`s ist tatsächlich vor Erschöpfung zusammengebrochen, als er sich vom Tisch erheben wollte. Das Personal hat ihm dann fürsorglich nahegelegt, sich für ein paar Stunden schlafen zu legen. Aber nein, meinte er, es gehe schon und hielt sich an einem Geländer fest.

Mehr oder weniger geheim ist auch das Rezept, mit dem man die Strapazen dieses Lebens besser durchstehen kann: Rakia. Wenn ich am Morgen aufstehe, stellt mir Nikola schon ein erstes Gläschen hin. Vor der ersten Zigarette. Sein Motto: „Muss trink, dann 200 Jahre nix tot.“



Die Geschäftsleitung: